US-Behörden kontra GRAM-Tokens

Der Messengerdienst Telegram arbeitet seit geraumer Zeit an einer eigenen Kryptowährung namens Gram oder TON. Es wurden bereits TON für mindestens 1,7 Milliarden US-Dollar verkauft. Doch jetzt hat die US-Börsenaufsicht SEC klargemacht, dass TON nicht zugelassen wurde und in den USA als illegal einzustufen ist.

Unter dem Projektnamen Gram oder auch TON (Telegram Open Network) versteckt sich eine Kryptowährung, die in großen Teilen der Kryptoszene viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Denn hinter TON steht mit Telegram ein Messengerdienst, der mehr als 300 Millionen aktive Nutzer hat, die TON von Beginn an auf eine breite Basis stellen könnte. Telegram selbst hat bisher offiziell sehr wenig zu TON verlauten lassen, doch als Startdatum wurde der 31. Oktober 2019 bekannt. Ob man daran festhält und so etwa möglichen Konkurrenten wie Facebook Libra zuvorkommt, ist jetzt aber infrage gestellt. Denn die US-Börsenaufsicht SEC ( Securities and Exchange Commission) hat eingegriffen und in einer Mitteilung unmissverständlich klar gemacht: TON ist als geldwerter Token einzustufen und braucht deshalb für die Nutzung in den USA eine offizielle Zulassung. Die SEC hat in Sachen TON daher ein Notfall-Prozedere („emergency action“) ausgerufen, welches den mit TON verbundenen Unternehmen Geschäfte in den USA verbietet. So wolle man verhindern, dass „Telegram den US-Markt mit Token flutet, die gegen das Gesetzt verkauft wurden“, lässt sich SEC-Vizedirektorin Stephanie Avakian zitieren.

Verbot von TON in den USA – doch Telegram schweigt

Die SEC hält fest, dass nach den ihr vorliegenden Informationen bereits TON im Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar verkauft wurden. Sie sieht es als erwiesen an, dass TON als Security Token zu verstehen ist und deshalb für den Gebrauch und Verkauf in den USA grünes Licht von der SEC braucht. Da Telegram sich nicht um eine Zulassung bemüht habe, müsse man jetzt die Notbremse ziehen. Telegram und Verbündete hätten es versäumt, Investoren über Risiken, Geschäftspläne und finanzielle Konditionen zu unterrichten. Die SEC reiche deshalb auch Klage vor Gericht in New York ein. Von Telegram gab es bislang zu dieser Hiobsbotschaft keinen Kommentar.

Wer sich mit der SEC und Kryptowährungen beschäftig, weiß: Die SEC sitzt am längeren Hebel und ist nicht gerade als kryptofreundlich bekannt. Der Messengerdienst Kid mit seiner Kryptowährung KIN musste wegen einem von der SEC angestrengten Verfahren zuletzt das Ende seiner Operationen bekannt geben. Im Kern geht es der SEC immer um den sogenannten Howey Test, dessen Ergebnis angibt, ob eine Kryptowährung als ein aktienähnliches Investment zu betrachten ist. EOS durfte sich kürzlich darüber freuen, mit der SEC einen relativ preiswerten Vergleich geschlossen zu haben, der die fragwürdige ICO im Nachhinein absegnete. Dass die SEC wie jetzt bei TON schon im Voraus eingeschritten ist, ist ein Präzedenzfall.

Telegram dürfte in der Zwickmühle stecken: In der Vergangenheit war durchgesickert, dass die Investoren in TON beim Private Sale zugesichert bekamen, dass TON zum 31. Oktober startet. Falls dieser Zeitplan nicht eingehalten wird, soll es Klauseln für Vertragsstrafen und Rückerstattung des Kapitals geben. Doch das Verdikt der SEC einfach zu ignorieren und sich damit darauf einzulassen, sich und seine Nutzer in den USA zu kriminalisieren, wäre hochriskant. Telegram gibt auf seiner Webseite keinen offiziellen Firmensitz an und verrät nur, dass die Entwickler in Dubai beheimatet sind.

Telegrams TON schon vor dem Start vor dem Aus?

Für den Moment ist völlig offen, wie Telegram auf das harte Eingreifen der SEC in Sachen TON reagiert. Das Projekt ist seit jeher von viel Geheimniskrämerei begleitet und führte zu der fast schon absurden Situation, dass TON bereits gehandelt werden, ohne dass sie zur Verfügung stehen. Mit der an sich attraktiven Idee, in bereits etablierten sozialen Netzwerken eine eigene Kryptowährung zu launchen, steht Telegram nicht allein. Doch auch Facebook mit Libra muss damit umgehen, dass sich die Hürde einer offiziellen Zulassung als höher erweist als ursprünglich gedacht. Es scheint durchaus möglich, dass TON jetzt vorsorglich eingestampft wird und Telegram finanziell in eine chaotische Situation gerät. Oder würdest Du als Vertreter von Telegram mit offenen Augen das Wagnis eingehen, von US-Behörden juristisch verfolgt zu werden? Für die gesamte Kryptobranche ist das Signal der SEC überdeutlich: Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt sind für Kryptowährungen und ihre Teams heikles Terrain.


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